Kooperativer Ackerwildkrautschutz: Wahre Schatzkästchen der Arten- und Insektenvielfalt im Göttinger Land!

Die Teilnehmenden bestaunen den Acker-Wachtelweizen, der in Niedersachsen nur noch im Landkreis Göttingen auf seinem natürlichen Standort - dem Acker - vorkommt (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Die Teilnehmenden bestaunen den Acker-Wachtelweizen, der in Niedersachsen nur noch im Landkreis Göttingen auf seinem natürlichen Standort - dem Acker - vorkommt

Am Freitag den 2. Juli 2021 konnten sich unsere Mitglieder unter fachkundiger Führung durch Fionn Pape von den mehr als erfolgreichen Bemühungen um den Ackerwildkrautschutz im Landkreis Göttingen überzeugen. Im Mittelpunkt der Exkursion stand der Besuch der langjährig extensiv bewirtschafteten und besonders artenreichen Kalkscherbenäcker von Landwirt Heinrich Klingelhöfer bei Groß Lengden.

Ute Grothey vom LPV berichtete, dass die Förderung gefährdeter Ackerwildkräuter wie Adonisröschen und Acker-Rittersporn im Landkreis Göttingen bereits eine lange Tradition hat. Schon seit Ende der 1980er Jahre werden Landwirt*innen finanziell unterstützt, wenn sie ausgewählte Ackerflächen ohne Herbizide & Düngung bewirtschaften.

Und das mit sehr großem Erfolg: Rund 50 in Niedersachsen gefährdete Ackerwildkrautarten konnten bei einer Erfassung auf den Göttinger Flächen im Jahr 2019 nachgewiesen werden – darunter mehrere Arten, die in ganz Niedersachsen nur noch hier vorkommen und anderswo ausgestorben sind.

Ackerwildkrautexperte Fionn Pape konnte den Teilnehmenden sehr anschaulich etliche gefährdete, weniger auffällige als auch jetzt noch blühende Exemplare zeigen und oft auch kleine Geschichten dazu erzählen. Auf dem zuletzt besuchten Ackerrandstreifen konnten zudem noch mehrere hundert Individuen der stark gefährdeten Segetalart des sog. Acker-Wachtelweizen bestaunt werden.

Wie Fionn Pape außerdem sehr aufschlussreich erläutern konnte, ist die Bedeutung der natürlichen Ackerwildkrautflora auch für den Insektenschutz nicht zu unterschätzen. Durch den außergewöhnlichen Reichtum an heimischen Pflanzenarten würden in besonderer Weise auch die spezialisierten Insektenarten profitieren. So konnte im Rahmen seiner durchgeführten Ackerwildkrautkartierungen u.a. eine in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Wildbienen-Art, die sog. Filzzahn-Blattschneiderbiene, entdeckt werden.

Aktuell werden im Landkreis Göttingen von rund 20 landwirtschaftlichen Betrieben immerhin 114 ha im Rahmen der Agrarumweltmaßnahme BS 3 „Mehrjährige Schonstreifen für Ackerwildkräuter“ erfolgreich bewirtschaftet! Landwirt Heinrich Klingelhöfer gehört zu den Pionieren und langjährigen Kooperationspartner*innen der ackerwildkrautgerechten Bewirtschaftung – herzlichen Dank dafür!